Anfang Januar wählte die Generalversammlung einen neuen Hauptmannszug und damit den neuen Hauptmann Marcel Thomas. Die lange Corona-Wartepause vor den nächsten schützenfestlichen Veranstaltungen bietet viel Zeit zur innerlichen Vorbereitung. Äußerlich wird er nicht nur durch einen zweiten Stern auf seiner Schulterklappe zu erkennen sein, denn er verleiht dem Amt des Hauptmanns gleich ein neues Utensil…
Marcel Thomas wurde am 1. Dezember 1985 in Neuss geboren und ist im Dreikönigenviertel aufgewachsen. Nach dem Schulabschluss an der Realschule Südstadt und dem Fachabitur begann er 2004 eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker bei den Stadtwerken Neuss. Als Jahrgangsbester blieb er nach deren Abschluss 2007 im Unternehmen, erhielt 2009 seinen Meisterbrief und ist seitdem dort als Werkstattmeister tätig.
Der Funke der Schützenbegeisterung von der vorherigen Generation
Wie bei vielen Neussern sprang der Funke der Schützenbegeisterung von der vorherigen Generation auf ihn über. Sein Vater Jürgen Thomas ist seit 1990 im Schützenlustzug „Orjelspiefe“ aktiv. Über eine seit Kindheitstagen andauernde Freundschaft knüpfte er Kontakt zu einer Gruppe Schulabgänger der Janusz-Korczak-Gesamtschule, von denen einige bereits 2003 dem Hubertuszug „Kameraden 57“ beigetreten waren.
Zusammen mit besagtem Freund entschloss er sich 2006 für die Teilnahme als Gastmarschierer in den Reihen des Zuges. Auch wenn jener die Teilnahme später doch noch um ein Jahr hinauszögern musste, ließ sich Marcel die Chance seiner ersten Schritte „d’r Maat erop“ nicht nehmen.
Schon 2006 erkannte er seine Vorliebe für den Fackelbau, als gelernter Kfz Mechatroniker bot er sich ideal als Fachmann für die Elektronik an. Begeistert auf sein erstes Schützenfest zurückblickend trat er dann fast umgehend dem Zug als aktives Mitglied bei. Beim Fackelbau zählt er seit Jahren zum Kreis der tüchtigsten Werker im Zug. Tatsächlich haben die „Kameraden“ seit 2005 jedes Jahr eine Fackel gebaut, trotz der vielen üblichen Herausforderungen. Lediglich einen Umzug konnten sie aufgrund eines defekten Rades nicht beenden, haben es aber über den Markt geschafft.
Das ausgeglichene Verhältnis zwischen Jung und Alt im Zug
Besonders faszinierend erwies sich für Marcel von Beginn der gute Zusammenhalt und das ausgeglichene Verhältnis zwischen Jung und Alt im Zug. Die älteren Mitglieder, die teilweise schon die Gründung als Jägerzug 1957 und den späteren Übertritt ins Hubertuskorps 1966 miterlebt hatten, konnten die Jüngeren mit so manchen Anekdoten erheitern.
Beste Gelegenheit dafür boten die vielen jährlichen Zugveranstaltungen, wie zum Beispiel die traditionelle Vatertags-Tour, welche die jüngere Generation auch heute noch fortbestehen lassen und zu denen sich über die Jahre hinweg auch viele der älteren Generation stets gern hinzugesellten.
Mitglied in einem traditionellen und gestandenen Schützenzug zu sein, der sich jedoch von einem Mitgliederrückgang der letzten Jahre erholen musste, bot gleichzeitig viele Möglichkeiten als auch einen großen Ansporn für die jüngere Generation, sich zu engagieren.
Januar 2008 übernahm ein junges Dreigestirn mit Marcel als Hauptfeldwebel die Führung. Im Januar 2011 folgte für ihn die Wahl zum Oberleutnant. Mit diesem Rang bekleidete er bis zur Wahl der „Kameraden“ zum Hauptmannszug in diesem Januar das Amt des Zugführers. Für seinen schützenfestlichen Eifer wurde Marcel 2016 von Major Volker Albrecht mit dessen Majorsorden und 2017 mit dem Silbernen Verdienstkreuz ausgezeichnet.
Bereits auf der Chargiertenversammlung im September 2019 konnte er sich als Kandidat mit der Unterstützung des Vorstands vorstellen. Nach seiner Wahl traf ihn dann bald schon eine freudig überraschende Flutwelle an Einladungen, teilweise auch aus den einzelnen Zügen. Dank Corona muss er auf manches ein bisschen länger warten, hat aber auch Zeit für eine intensive Vorbereitung auf sein erstes Schützenfest im neuen Amt.
Die Kommandoangabe am Sonntagmorgen auf dem Wendersplatz
Von seinem Vorgänger hat er dazu schon so manchen Ratschlag erhalten, was ihn schlussendlich auch sicher von der Entscheidung zur Kandidatur überzeugte. Sein Zug stimmte dem Vorhaben auf seine Nachfrage hin später auch einstimmig zu. An Schützenfest möchte er die neue günstige Marschposition mal dazu nutzen, um nach der Parade das ganze Korps marschieren sehen zu können.
Mit großer Aufregung schaut er auf die Kommandoangabe am Sonntagmorgen auf dem Wendersplatz. Sein Zug hat sich schon mit Raffinesse überlegt, wie er ihn dabei unterstützen kann, und ihm dazu eine Trillerpfeife von einer englischen Manufaktur geschenkt. Das auffällige Pfeifen übernahm bisher nicht der Hauptmann, sondern ein Mitglied des Hubertustambourkorps.
In anderer Uniform marschiert Marcel seit 2014 auf der Neusser Furth im Grenadierzug „Further Knäller“ mit, in dem auch andere „Kameraden“ Mitglieder sind. Dass er seine Frau Melanie kenngelernt hat, kann er durch eine Kette aufeinandertreffender Ereignisse auch dem Schützenwesen verdanken.
Dazu kam es nämlich am Oberstehrenabend 2014 beim Ausklang am Weißen Haus. Doch gewöhnlich halten er und sein Zug sich lieber an der Kneipenecke auf der Michaelstraße auf. Dieser Ausnahme lag eine Einladung zum Empfang im Sparkassenforum vom damaligen Oberst Dr. Heiner Sandmann zu Grunde.
Eine ebenso sichere Hand wünscht ihm die Redaktion bei seiner neuen Aufgabe!
Dominik Schiefer