Jürgen Muthmann, ein altgedienter und hochdekorierter Schütze wird 90 Jahre

Geboren wurde Jürgen Muthmann am 22. Oktober 1931 in Oberhausen, mitten im Kohlenpott, wo er auch zur Schule ging. Im Mai 1941 wurde er mit der Schule nach Pertisau am Achensee in Tirol evakuiert. 1943 wurde die Schule im Wege der Kinderlandverschickung nach Prossnitz in Mähren verlegt. Zwei Jahre später, im Mai 1945, ging es zurück nach Deutschland, nach Hausen am Andelsbach in Württemberg. Dort erlebte Jürgen das Kriegsende und den Einmarsch der französischen Besatzung und im Jahre 1946 war es endlich soweit: Rückkehr in seine Geburts- und Heimatstadt Oberhausen, wo er eine kaufmännische Lehre beim Dampfkesselwerk Babcock absolvierte.

Im Jahre 1949 sattelte er dann in die Fotobranche um. Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung zum Einzelhandelskaufmann verschlug es ihn 1952 nach Essen, 1954 nach Bielefeld, 1956 nach Münster und 1958 schließlich wieder zurück nach Oberhausen. Er führte dann eineinhalb Jahre die zweite elterliche Filiale in Osterfeld. Aber sein Drang nach Selbstständigkeit war ungebrochen und so führten ihn seine beruflichen Wege nach Gelsenkirchen, Wattenscheid und Bochum, bevor es ihn letztendlich in unsere schöne Heimatstadt Neuss verschlug.

Schneller Anschluss an das Neusser Schützenleben

In der geschichtsträchtigen Stadt am Rhein gefiel es ihm auf Anhieb, und er wollte hier Fuß fassen und endlich eine Bleibe finden. Die Aussichten hierfür waren auch nicht schlecht und er eröffnete, was ja auch sehr naheliegend war, ein Fotogeschäft in der Niederstraße. Der stets gutgelaunte, immer fröhliche und aufgeschlossene Jürgen fand auch sehr schnell Anschluss an das Neusser Schützenleben.

Schon im August 1960, als Karl Herbrechter Schützenkönig der Stadt Neuss wurde, marschierte Jürgen Muthmann als Gastmarschierer mit dem Hubertuszug „Erftjunker“ über den Markt. Von dieser Zeit an, ließ ihn das Schützenwesen nicht mehr los. Und als am Patronatstag des Jahres 1960 Matthias Gondorf Hubertuskönig wurde, fasste er den Entschluss, auch einmal König der Hubertusschützen zu werden. Nun, wer Jürgen kennt, der weiß auch, dass er einen einmal gefassten Entschluss auch in die Tat umsetzt.

Mit hervorragender Trefferquote auf den „Thron“ katapultiert

Diesen Entschluss konnte Jürgen Muthmann dann auf dem Patronatstag im Jahre 1963 in die Tat umsetzen. Mit einer hervorragenden Trefferquote katapultierte er sich auf den „Thron“ und ward somit ein Jahr lang König aller Neusser Hubertusschützen. Beim anschließenden Hubertusball, der zu dieser Zeit noch am gleichen Tag in der alten Bürgergesellschaft veranstaltet wurde, bekam Jürgen dann im Kreise der Hubertusschützen den ersten Einblick, was auf einen Hubertuskönig im Laufe eines Königsjahres alles zukommt. Aber diese Bürde hatte er gerne auf sich genommen.

Die Schützenkarriere von Jürgen Muthmann kam jetzt immer mehr in Fahrt und war nicht mehr aufzuhalten. Er übernahm im Jahre 1984 als Oberleutnant des Hubertuszuges „Erfjunker“ die Zugführung und verstand es ausgezeichnet, dem Zugleben immer wieder neue Impulse zu geben. Er richtete wohlgelungene Tennisturniere aus, organisierte Radtouren und ließ die alljährlichen Vatertage zu einem Erlebnis werden.

Seine Schaffenskraft veranlasste ihn, Mitglied der Redaktion der Hubertuszeitung zu werden, und so wurde er kurz danach vom Volontär zum Chefredakteur befördert. Er koordinierte und überwachte akribisch die Termine und sorgte dafür, dass bis zum Erscheinen der jeweiligen Ausgaben genügend Beiträge und Artikel zur Verfügung standen. Er redigierte, sorgte für Bildmaterial und schrieb auch selbst Berichte für die Zeitung.

In der Hubertusgesellschaft wurde er mit seiner Persönlichkeit und Einsatzbereitschaft immer beliebter

Nicht zu vergessen sind die einmaligen Erlebnisse und Ausführungen, wenn Jürgen auf den Jahreshauptversammlungen unserer Gesellschaft als Versammlungsleiter am Rednerpult stand. Der Satz zu Beginn seiner Rede als Versammlungsleiter klingt wohl, vor allen den älteren Hubertusschützen unter uns, noch in den Ohren, der da lautete: „Erst einmal Freibier für Alle“.

Für seine besonderen und großen Verdienste wurde ihm vom Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften im Jahre 1990 das St. Sebastianus-Ehrenkreuz verliehen. Eine weitere hohe Auszeichnung erhielt Jürgen Muthmann für seinen besonderen Einsatz im Zuge der Ausstellung anlässlich des 40. Jahrestages der Wiederbegründung unseres Korps, die vom 10. August bis zum 04. September 1992 in der Sparkasse Neuss zu sehen war. Hier konnten sich alle Hubertuszüge beteiligen bzw. auf einem Plakat darstellen. Jürgen koordinierte die gesamte Ausstellung, half wo er nur konnte, und gab den Zügen auch entsprechende Hinweise, wie man sich als Hubertuszug am besten präsentieren konnte.

Sein beispielloser Einsatz und das investierte Herzblut sollten nicht umsonst gewesen sein – die Ausstellung wurde ein voller Erfolg. So war es auch nicht verwunderlich, dass Jürgen Muthmann dann auf dem Patronatstag des Jahres 1992 in Anerkennung seiner großen Verdienste vom Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften das St. Sebastianus-Ehrenschild verliehen wurde.

Seit 2020 kann Muthmann auf ein 60-jähriges Schützenjubiläum zurückblicken

Bei all seinen Schützenaktivitäten wurde er immer von seiner charmanten und außerordentlich sympathischen Ehefrau Gisela, mit der er seit 1974 glücklich verheiratet ist, unterstützt, die dem Neusser Schützenwesen auch sehr zugetan ist. Außer seiner Frau gilt auch seine Liebe seiner einzigen Tochter Ute.

Es gäbe noch sehr viel über das Schützenleben von Jürgen Muthmann zu berichten, aber das würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Jedoch gibt es ein besonderes Ereignis aus dem Jahre 1991, über das wir noch berichten möchten: Jürgen Muthmann feierte 1991 zusammen mit Christian Schaurte, Schützenkönig 1963/1964, Heinz Potthoff, Hoher Reitersieger 1963/1964 und Heinz Brings, Jakobuskönig 1963/1964, sowie mit vielen geladenen Gästen im Hotel „Swissôtel Rheinpark“. Anlass dieser Feier war, dass diese vier genannten Schützen gemeinsam ihr Königsund Siegerjahr verbringen durften und sich während dieser Zeit sehr gut verstanden haben. Diese Feier wurde für die „Vier“ ein unvergessliches Erlebnis, von dem auch lange noch gesprochen wurde.

Neben dem Schützenwesen waren Jürgen‘s Leidenschaften unter anderem das Segeln. Hier unternahm er mit seiner Ehefrau Gisela auch Segeltouren im niederländischen Lemmer. Jürgen fuhr auch sehr gerne mit dem Fahrrad und machte ausgiebige Radtouren in der Schweiz, zum Beispiel am Genfer See. Des Weiteren machte es ihm sehr viel Spaß, mit seinen Hunden spazieren zu gehen. Jürgen Muthmann machte immer einen fröhlichen und gesundheitsstarken Eindruck.

Umso trauriger war es dann, als Jürgen im Jahre 2006 einen schweren Schlaganfall erlitt und seitdem leider an den Rollstuhl gebunden ist. Doch seine Fröhlichkeit und seinen tollen Humor hat er trotzdem nicht verloren. Und er befindet sich noch in bemerkenswerter geistiger Frische. Auch in diesen schweren Zeiten steht ihm seine starke Ehefrau Gisela treu und hilfreich zur Seite.

Trotz seiner schweren Krankheit sah man Jürgen Muthmann in der Vergangenheit aber noch auf vielen Patronatstagen und gerne nahm er auch an den Passiven-Treffen unserer Gesellschaft teil. Am 22. Oktober 2021 feiert Jürgen Muthmann seinen 90. Geburtstag. Hierfür ist eine kleine Geburtstagsfeier im engsten Familien- und Freundeskreis geplant. Und der Wunsch der Familie Muthmann ist es, dass es zumindest lange so bleibt, wie es jetzt ist und nicht schlimmer wird.

Wir Hubertusschützen wünschen unserem außerordentlichen Schützen Jürgen Muthmann zu seinem 90. Geburtstag alles Gute und seiner Familie viel Kraft für die weiteren Aufgaben und dass ihr Wunsch in Erfüllung geht.

Reinhard Eck