Unser Patronatstag und unser Hubertusball – Ein Rückblick

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1960 Patronatstag Rückmarsch durch die Innenstadt

Kein Schützenfest, kein Patronatstag und auch kein Hubertusball. Einem kleiner Rückblick auf die vielen Jahrzehnte, in denen wir den Patronatstag und den Hubertusball begingen, an ihre Entwicklung und Wandlungen erinnern.

Die neue Satzung aus dem Dezember 1952 sah zwingend die Durchführung eines Patronatstages zu Ehren des Patrons unserer Gesellschaft, dem Heiligen Hubertus, vor. Und zwar stets am Tage des Heiligen Hubertus, dem 3. November. Auf diesem Patronatstag sollte auch stets ein Hubertuskönig für das kommende Schützenjahr durch einen Schießwettbewerb ermittelt werden. Seine Inthronisierung und Krönung haben im festlichen Rahmen zu erfolgen.

Beginnen wir jedoch mit der ersten Ausnahme. Das erste Schützenfest der neugegründeten Hubertus-Schützen-Gesellschaft im Jahre 1953 sollte von einem Hubertuskönig angeführt werden. Hierzu begab sich die Gesellschaft am 1.Mai 1953 mit klingendem Spiel nach dem Festhochamt in St. Quirin auf den Weg zum „Pfauenhof“ am Ende der Hammer Landstraße. Diese Gaststätte war ein beliebtes Ausflugslokal kurz vor dem Rheindeich inmitten der Felder. Ein großer Biergarten mit Tanzfläche unter schattigen Kastanien machte es bei Jung und Alt zu einem beliebten Ausflugslokal.

Hier wurde nun Georg Kistler, der Vater unseres ehemaligen Majors, als erster Hubertuskönig der neuen Gesellschaft ermittelt und proklamiert. Ein Frühlingsfest schloss sich an. Georg Kistler war nun bis zum 3. November des gleichen Jahres unser Hubertuskönig, sozusagen ein Sommerkönig.

Der erste Patronatstag am Dienstag, den 3. November 1953

Da aber der 3. November 1953 den ersten regulären Patronatstag der neugegründeten Gesellschaft vorsah, hatte Georg Kistler leider nur ein halbes Jahr Regentschaft. Auf dem Patronatstag an einem Dienstag im November 1953 wurde dann Otto Krauskopf neuer Hubertuskönig. Das Festhochamt wurde in St. Quirin zelebriert, der Festkommers hatte im „Nobber“ stattgefunden und das Gesellschaftsschießen wurde auf der Rennbahn abgehalten, so schreibt es die NGZ.

Der Hubertusball am gleichen Tag fand schließlich in der „Bürgergesellschaft“ statt. Diese lag damals noch mitten in der Innenstadt vis à vis dem Druckhaus der NGZ im späteren Sanierungsgebiet Meererhof und Neumarkt. Heute steht dort der Kaufhof.

Patronatstag 1953 Marsch zum Schießen auf der Rennbahn
Patronatstag 1953 Hubertusball in der Bürgergesellschaft

Für die nächsten Jahre bis 1961 suchte man zum Festkommers das Kolpinghaus auf der Sternstraße auf, marschierte anschließend zum Schießstand der Scheibenschützen, führte ein Gesellschaftsschießen für alle Mitglieder und Gäste durch, marschierte geschlossen zur Residenz des neuen Hubertuskönigs; hier fand dann ein Vorbeimarsch statt. Anschließend marschierte man zur „Bürgergesellschaft“ um den festlichen Hubertusball zu begehen.

Alles an einem Tag, mitten in der Woche

Es war klar, dass viele Bräute und Gattinnen, die frohgemut und feierlaunig zur „Bürger“ geeilt waren, teils nur recht müde Krieger vorfanden, deren Sinn vielleicht gerade nicht mehr auf Tanzvergnügen stand.

Die erste Änderung des Ablaufs betraf lediglich die Wahl der Veranstaltungsorte. Der Festkommers fand ab 1962 für einige Jahre im Hafenkasino statt und ebenfalls im Jahre 1962 veranstaltete man erstmalig den Hubertusball in der neuen Stadthalle. Nach einer einmaligen Rückkehr in die „Bürger“ im Folgejahr, blieb man bis 1981 in der Stadthalle um den Hubertusball zu begehen.

Patronatstag 1957 Vorbeimarsch am neuen Hubertuskönig Josef Decker
Patronatstag 1960 Kapelle Köller führt die Hubertusschützen zur Residenz des Hubertuskönigs Gondorf
Patronatstag 1960 Kapelle Köller führt die Hubertusschützen zur Residenz des Hubertuskönigs Gondorf

Diese einmalige Rückkehr in die „Bürgergesellschaft“ resultierte auch aus einer gewissen finanziellen Vorsicht, man war sich nicht sicher, ob genügend Zulauf und Auslastung für die großen neuen Räumlichkeiten vorhanden sei. Nun, es ging aufwärts und der Hubertusball wurde bei den Neussern immer beliebter.

Ab 1965 wurden Patronatstag und Hubertusball getrennt

Ab 1964 oder 1965, hier schweigen unsere Quellen, wurden Patronatstag und Hubertusball getrennt. Der Patronatstag wurde weiter strikt an einem 3. November abgehalten. Der Ball fand nun stets am folgenden Samstag in der Stadthalle statt. Der Kalender ergab es, dass der 3. November 1968 auf einen Sonntag fiel. Den Hubertusschützen gefiel das so gut, dass sie sich mit dem Wunsche durchsetzen werden, den Patronatstag immer an einem Sonntag zu begehen.

Patronatstag 1969 Marsch zum Scheibendamm
Patronatstag 1976 Festkommers in Stadthalle

Mittlerweile war man auch zum Festkommers in die Stadthalle gewechselt, die Bürgergesellschaft war der Spitzhacke zum Opfer gefallen. Für viele Jahre nacheinander beging man die Festlichkeiten an fixen Orten. Festhochamt in St Quirin, Kommers in der Stadthalle, Gesellschaftsschießen am Scheibendamm, Rückmarsch mit Vorbeimarsch an der neuen Majestät, Abschlussparty an allerdings wechselnden Orten.

Der Hubertusball findet ab 1984 im Rheinpark Plaza statt

Die nächste große Veränderung kam mit dem Jahre 1982, die Stadthalle wurde zu Sanierungsarbeiten geschlossen. Es bot sich als Ausweichquartier das neue große Hotel im Rheinpark an, dessen häufig wechselnde Besitzerverhältnisse stets Namenswechsel mit sich brachten. Wir nennen es daher der Einfachheit halber konsequent „Rheinpark Plaza“.

Der Festkommers 1982 wurde noch einmal in das Hafenkasino gelegt, das platzte aber aus allen Nähten, da ging nichts mehr. 1983 stand die Stadthalle wieder zum Festkommers und Hubertusball zur Verfügung. Hier bewegte man sich auf sicherem Terrain, auch wirtschaftlich gesehen. Neue Besitzer und Hotelmanager machten der Gesellschaft im Jahre 1984 ein gutes Angebot, man wollte den in Neuss sehr beliebten Hubertusball unbedingt ins Haus holen.

Hubertusball 1983 seine Zeit ist noch nicht gekommen
Patronatstag 1984 Noch-König Jupp Hoffmann mit den Bewerbern

Mit dem nun festen Wechsel des Hubertusballs in das „Rheinpark Plaza“ war auch ein Ortswechsel des Festkommerses verbunden. Auch dieser fand nun für viele Jahre an gleicher Stelle statt. Das war nun mit erheblichem Logistikaufwand verbunden. Das Korps marschierte nach dem Festhochamt zum Omnibus-Bahnhof (heute Platz am RomaNEum), bestieg gecharterte Busse und
wurde zum Rheinpark gefahren.

Zum Gesellschaftsschießen wurden die Mitglieder und Gäste kontingentweise zum Scheibendamm gebracht und wieder zurück verfrachtet. Nach der Proklamation des neuen Hubertuskönigs fuhr man wieder mit Bussen in die Stadt bis zum Industriehotel. Dort formierte man sich zum Vorbeimarsch an der neuen Majestät. Das war ein erheblicher Aufwand, der auch mit vielen Zusatzkosten verbunden war. Einen Wechsel gab es bei der Wahl des Gotteshauses, ab 1986 beging man das Festhochamt in der Marienkirche und ist noch heute nach 34 Jahren der dortigen Pfarrei verbunden.

Der nächste große Wandel des Patronatstages stand 1997 an

Erstmalig wurde das Gesellschaftsschießen aus dem Ablauf des Patronatstages gestrichen. Das bisher geübte Verfahren, dass die Schießteilnehmer mit Bussen zum Scheibendamm gefahren wurden, hatte den Ablauf des Patronatstages im Rheinpark derartig in die Länge gestreckt, dass sich schon viele Mitglieder zugweise dieser Veranstaltung entzogen. So gerne man mit seinen Zugkameraden zusammenweilt, nach drei Stunden ist der letzte Witz erzählt. Es war öde und langweilig. Hier wurde auf Drängen der Mitglieder eine wirklich wichtige Veränderung herbeigeführt.

Dies kam auch dem 3. Gesellschaftsschießen des Jahres nur zugute. Wurde es bislang quasi „im Schweinsgalopp“ durchgezogen, so konnte es nun zu anderer Zeit in Ruhe und unter neuen Ideen begangen werden. So zum Beispiel in jüngster Vergangenheit als Familienveranstaltung. Der Hubertusball geriet zu einem gesellschaftlichen Großereignis in Neuss.

Die Menschen strömten in Scharen zum Rheinpark, in der Spitze weit über 2.000 zahlende Gäste, die bis in die frühen Morgenstunden ihre Feierfreude auslebten. In den Augen des Schatzmeisters funkelte ein Feuerwerk, die Kassen klingelten. Man konnte sich was gönnen und leisten. Man leistete sich immer teurere Showstars und Bands. Wer hat, der hat und der will das zeigen.

Es gab bereits früh Kritiker, die bei aller Freude über den wirtschaftlichen Erfolg auf die wachsende Abhängigkeit vom Erfolg des Hubertusballs für den Jahresetat hinwiesen. Und so kam es dann zu dem Ereignis, das die Kritiker vorausgesagt hatten. Die Akzeptanz des Hubertusballs hatte gegen 1999 nachgelassen, das Ereignis war nicht mehr ganz zeitgemäß und die Gästezahlen erreichten nicht mehr die Höhen der früheren Jahre.

Leere Kassen durch große Ausgaben im Jubiläumsjahr 1999

Trotzdem ließ man sich recht unkritisch von der Hotel-Leitung zum Jahreswechsel 1999-2000 zu einer weiteren Großveranstaltung, einem großen Sylvester-Ball verleiten, zusätzlich zum Hubertusball im Vormonat. Es kam, wie es viele befürchtet hatten, die Kassen waren ziemlich leer durch die großen Ausgaben im Jubiläumsjahr 1999. Die Bälle sollten die Gesellschaftskasse gesunden. Aber sie floppten, statt dass sie die Kasse füllten, rissen auch noch erhebliche Nachforderungen der Hotel-Leitung die Gesellschaftskasse in den Abgrund.

Im Vorfeld der bald darauf stattfindenden Generalversammlung wurden beim Vorstand scharfe Fragenkataloge zur Beantwortung auf der Versammlung eingereicht. Dazu kam es nicht, der Major trat mit Beginn der Versammlung zurück und am Ende der Generalversammlung hatten wir mit Friedhelm Becker einen neuen 1. Vorsitzenden und Major. Es wurde außerdem mit Stefan Dany ein neuer Schatzmeister und mit Volker Albrecht ein neuer Kassierer gewählt.

Diese Neuwahlen standen jedoch bereits seit einem Jahr fest, die Amtsinhaber hatten ihren Rücktritt langfristig angekündigt. Die neu gewählten Vorstandsmitglieder hatten einen fundierten betriebswirtschaftlichen Hintergrund, und sie hatten bei ihrer Analyse natürlich die Abhängigkeit vom Hubertusball erkannt. Zunächst jedoch brauchte man ihn dringend.

Überraschend hohe Gästezahlen bei den Bällen 2000 und 2001

Die Hubertusschützen wussten, dass die Gesellschaft diese Unterstützung braucht. Ab 2002 gingen die Zahlen jedoch allmählich wieder zurück. Beim letzten Ball im Rheinpark im Jahre 2005 fiel die Gästezahl unter 1.000. Der Vorstand zog die Reißleine. Das Konzept Hubertusball wurde komplett überdacht.

Patronatstag 2002 Adjutant Albrecht und Hubertuskönig Reinartz verleihen Auszeichnungen
Patronatstag 2004 ausgelassene Stimmung im Bus zum Scheibendamm

Die Hubertus-Schützen beteiligten sich mit einem höheren Jahresbeitrag, der ihnen zwei Eintrittskarten zusicherte. Hier ging es um Planungssicherheit. Man veranstaltete ab 2006 eine kleinere Festlichkeit, nannte sie „Hubertusnacht“ und wechselte in das Zeughaus. 2007 sah man die Hubertus Schützen ebenfalls im Zeughaus.

Einem Angebot des „Rheinpark Plaza“ folgend wechselte man 2008 noch einmal in die (kleineren) Festräume des Hotels zum „Hubertusmahl“. Mit dieser Veranstaltung blieb man bis 2010 im „Rheinpark Plaza“. Bis 2011 allerdings war man aber über alle Jahre zum Festkommers des Patronatstages im „Rheinpark Plaza“ aufgetreten. Markus Lehmann war der letzte Hubertuskönig, der hier als neuer König ausgerufen wurde.

Ab 2012 der Festkommers in der Stadthalle

Von 2011 an beging man den Hubertusball mit großem Erfolg im „Theater der Träume“ auf der Stadtgrenze zu Düsseldorf. Hier
schlossen sich jedoch nach dem Ball 2018 für uns die Tore. Das Jahr 2019 sah die Hubertus-Schützen mit ihrem Ball wieder „intra muros“ im Zeughaus. Wie oben vermerkt, fand der Festkommers bis 2011 im „Rheinpark Plaza“ statt. Irgendwie mochten sie uns da aber nicht mehr und auch wir waren nicht mehr glücklich dort.

So hatte man sich für den Patronatstag 2012 daher nun als Veranstaltungsort des Festkommers die Stadthalle im Dorint-Hotel gesichert. Dr. Achim Robertz war hier der der erste Hubertuskönig. Der Festkommers im Dorint-Hotel hatte außerdem den unvergleichlichen Charme, dass wir wie die Altvorderen in den frühen Jahren der Gesellschaft mit einem Festzug durch die Innenstadt marschieren konnten. Lediglich die Bewerber um die Königswürde und ihre Begleitung fuhren mit dem Bus zum Schießstand am Scheibendamm.

Patronatstag 2015 Hubertuskönig Frank Schmitz
Hubertusball im Theater der Träume

Nun sind wir durch sieben Jahrzehnte Patronatstag und Hubertusball gesegelt. Die ständigen Wandel und Veränderungen kann man nur mit Hilfe einer langen, langen Detailliste memorieren. Ich bin aber sicher, dass manche älteren Hubertus-Schützen diskutieren werden, ob dieses oder jenes nicht doch woanders oder in einem anderen Jahr stattgefunden hat. Das Gedächtnis spielt manchmal Streiche. Ging mir auch so.

Viktor Steinfeldt