Wir alle möchten sehnsüchtig wieder in Schützenkreisen zusammenkommen. Um das nachhaltig zu gewährleisten, braucht es ganz klar einen Impfstoff. Der ist zwar bereits vorhanden, aber der Impfstart begann in Deutschland doch etwas holprig. Nun tut aber ein Zug unserer Gesellschaft sein Bestes, um die dahintersteckende Logistik zu optimieren.
Hans-Josef Lenzen, den Neussern besser bekannt als „Hajo“, ist seit über 40 Jahren Taxifahrer und hat auch schon mit manchem Hubertusschützen zusammenarbeiten können. Seit rund 10 Jahren ist er Mitglied im Vorstand der Funk-Taxi-Zentrale Neuss IG, mittlerweile als Vorstandvorsitzender. Dem 1965 gegründeten wirtschaftlichen Verein stehen 81 Fahrzeuge zur Verfügung, welche überwiegend von Einzelunternehmern bedient werden.
Die Koordination übernimmt ein achtköpfiges Team im Hauptsitz auf der Moselstraße. Als die Kreisverwaltung Hajo um ein Angebot für Taxifahrten für Impfpatienten bat, kam es zu einem Missverständnis. Der angegebene Preis bezog sich lediglich auf eine Einzelfahrt, wurde aber als Gesamtpreis aufgefasst und dementsprechend wurde auch voreilig die Bereitschaft der Taxiunternehmer über die Medien kommuniziert.
Hajo sah sich nun in einer Zwickmühle gefangen
Das – und auch noch mit gewünschter Wartezeit der Taxifahrer am Impfzentrum – ließ sich so wirtschaftlich weiß Gott nicht stemmen, aber zurückziehen wollte er auch nicht. Immerhin gilt es jetzt, mit allen verfügbaren Mitteln den Impffortschritt zu unterstützen.
Da kam ihm gelegen, dass er nicht nur Taxifahrer, sondern auch leidenschaftlicher Neusser Schütze ist. 1979 gründete er mit einer bunten Freundesgruppe den Hubertuszug „Spätzünder“, in dem er auch rund fünf Jahre als Spieß und drei Jahre als Leutnant tätig war. Mit Rainer I. Reuß sen. (1982/1983) – später auch Komitee- und Ehrenmitglied des NBSV – und Rainer III. Reuß jun. (2013/1914) als Schützenkönige und Jupp Hoffmann (1983/1984), Erbo Zeller (2003/1904) und Andreas Wegel (2006/1907) stellte der Zug Repräsentanten des Neusser Schützenwesens wie nur wenige andere.
Bis zu seinem viel zu frühen Tod im vergangenen Jahr war Oberleutnant Axel Zens viele Jahre in der Redaktion und zuletzt seit 2018 als Chefredakteur tätig. Jupp Hofmann ist übrigens der Schwiegervater unseres ehemaligen Schießmeisters – und ebenso Hubertuskönig – Armin Grolms, sein anderer Schwiegersohn Arno Schulze wiederum hatte Hajo für die Mitbegründung des Zuges geworben.
Der Name „Spätzünder“ rührt daher, dass viele Gründungsmitglieder schon vorher in anderen Korps aktiv waren und erst spät in der Schützenlaufbahn die Entscheidung zum Beitritt ins Hubertuskorps trafen. So viel zum Schützen Hajo!
Aber nun zurück zur vorliegenden Problematik
Wer könnte denn vielleicht bei den Taxifahrten ehrenamtlich helfen? Na klar, Schützen! Nach kurzer Überlegung und zweiter Meinung von seiner Frau Musa wandte sich Hajo an seine Zugkameraden und erhielt eine begeisterte Zusage. Die Zugkameraden und auch einige Damen boten an, in erster Linie die Fahrten zum Impfzentrum mit dem Privatwagen zu unterstützen. Von da aus übernehmen die Taxifahrer die Rückfahrten für den vom Kreis und den Kommunen getragenen und vereinbarten Preis.
Man muss sich eben in solchen Situationen schnell und raffiniert zu helfen wissen! Zwar rechnet Hajo mit manchen schiefen Blicken von der Konkurrenz in den umliegenden Ortschaften, aber das ist in dieser Zeit zweitrangig. Bürgercourage geht jetzt nun mal vor… und wer weiß, vielleicht inspiriert die Aktion ja auch zur Nachahmung oder ähnlichen Taten.
Dominik Schiefer