Ein Gespräch mit dem Major unserer altehrwürdigen Gesellschaft führt zwangsläufig dazu, dass Namen großer Vorgänger genannt werden, die ebenfalls als Höchstchargierte Ihre Begeisterung für die Ideale und die Werte unserer Schützengesellschaft in deren Dienst gestellt haben. Von großen Fußstapfen ist hier oft die Rede.
Sicherlich sind in einem solchen Zusammenhang viele Geschichten vergangener Jahre zu berichten, in denen, ob schwieriger Umstände, die Führungsqualitäten des Majors gefordert waren. Doch zumindest in der jüngsten Vergangenheit haben die Auswirkungen gesellschaftlicher Einschränkungen selten einen so großen Schatten auf das Schützenwesen und damit auch auf das Leben und Wirken der Schützen geworfen wie die der weiterhin vorherrschenden Pandemie durch das Corona-Virus.
Und wo früher auf die Frage „Was macht eigentlich der Major“ ein Abriss beziehungsweise eine Aufzählung des laufenden Schützenjahres zu erwarten war, in welcher uns der Major unserer Gesellschaft, aber auch der Schütze Volker Albrecht mit Anekdoten sein persönliches Schützenjahr näher gebracht hätte, müssen wir in der aktuellen Situation doch eine gänzlich andere Antwort erwarten. Eine Antwort fokussiert auf das Thema des inneren Zusammenhaltes unserer Gesellschaft.
„Die zurückliegenden zwölf Monate der Pandemie haben von jedem Einzelnen persönlich, familiär und beruflich unheimlich viel abverlangt„
„Man spürt deutlich, dass die Menschen sich danach sehnen, sich endlich wieder ohne Sorge bewegen zu können. Wie jeder einzelne hat die Pandemie auch uns als Verein stark eingeschränkt. So konnten wir Hubertusschützen seit dem Ausbruch nicht mehr in gewohnter Weise zusammenkommen. Der Vorstand musste sämtliche Veranstaltungen schweren Herzens absagen.
Gerade eine Gesellschaft wie unsere, mit ihrem ganzjährigen Veranstaltungskalender, lebt davon, dass die Schützenbrüder die Möglichkeit haben, persönlich zusammen zu kommen, sich auszutauschen und miteinander zu feiern. Das Miteinander und Füreinander prägt unser Korps, aber zum Glück nicht nur in „normalen“ Zeiten. Ich bin dankbar dafür, dass unsere Züge, die Keimzellen unserer Gesellschaft, auf viele Arten und Weisen die Gemeinschaft pflegen.
Es war schön zu erfahren und zu erleben, dass die Schützen in der kurzen Zeit im vergangen Sommer, in der persönliche Treffen mit mehreren Personen und Haushalten möglich waren, dies verantwortungsvoll genutzt haben. Leider hat diese Verschnaufpause nicht lange angehalten. Diese wenigen Wochen haben jedoch gut getan und uns die Kraft gegeben, die danach wieder schwerere Zeit durchzustehen.
Ich bin davon überzeugt, dass der über Jahre aufgebaute und regelrecht spürbare Zusammenhalt der Hubertusschützen mit Hilfe jedes einzelnen Schützenbruders auch diese herausfordernden Zeiten meistern wird.“ sagt hierzu Volker Albrecht.
Es liegt vielleicht in der Natur der Sache, dass im Glanze des sonst großen, öffentlichen Treibens die kleineren Dinge wenig Beachtung und öffentliche Aufmerksamkeit finden.
Doch gerade in Zeiten der Corona-Pandemie rückt die Gemeinschaft in ihrem Inneren enger zusammen und eben diese kleinen Dinge gewinnen an Bedeutung. Bürgerliches und bruderschaftliches Engagement jenseits der festliches Aktivitäten wie Nachbarschaftshilfe und Freundschaftsdienste treten in den Fokus der Betrachtung und stehen für einen spürbaren und gelebten Zusammenhalt. Auch hierzu befragten wir den Major.
„Als ganz aktuelles Beispiel für den Zusammenhalt und die Kraft, die sich daraus entwickelt, muss man die Taxi-Aktion unseres Zuges „Spätzünder“ nennen„
„Aus dieser Gemeinschaft ist unter Hajo Lenzen die Idee entstanden, den Menschen zu helfen, die keine Möglichkeit haben, mit eigenen Verkehrsmitteln zum Impfzentrum zu kommen. Selbstlos hat sich hier die ganze Zugfamilie zur Verfügung gestellt und so, gerade den älteren Mitmenschen, eine große Hilfe geschaffen. Vor solchen Aktionen kann ich nur meinen Hut ziehen. Dankeschön!
In der Pandemie sind aus Schützenkreisen viele solcher Aktionen entstanden. Bemerkenswert finde ich hier die Selbstlosigkeit, mit der der Großteil dieser Aktionen meist ohne den Drang, dies öffentlich kundzutun, abgelaufen sind. Die Schützen haben ohne großes Aufheben angepackt und geholfen.
Auch in der Pandemie haben wir als Verein die seit Jahren gelebten Aktionen beibehalten. Zwar auf andere Art und Weise, aber wir haben um St. Martin herum auch im vergangenen Jahr den Kindern in der Kinderklinik des Lukaskrankenhauses größere und kleinere Geschenke übergeben. Zudem haben wir, neben vielen anderen Aktionen, an den ausgefallenen Schützenfesttagen den Bewohnern der Demenzklinik auf der Neusser-Furth gemeinsam mit unserem Bundestambourkorps einen Besuch abgestattet und etwas Schützengefühl übermittelt.“
Lieber Volker, schmerzlich haben wir Schützen im vergangenen Jahr die festlichen Aktivitäten am letzten Wochenende im August vermisst. Doch auch das sonst übliche, unterjährige festliche Treiben fehlte uns gänzlich. Wie viele andere Korps haben auch wir Hubertusschützen auf die Veranstaltungen unserer Gesellschaft wie den Patronatstag und den darauffolgenden festlichen Ball im Zeughaus verzichten müssen. In welchem Maß, ob und wann ein solch normales Leben wieder möglich ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, denn es gilt natürlich weiterhin die Devise: Die Gesundheit geht vor ! Doch darf und muss die gegenwärtige Situation auch Raum für Hoffnung und Zukunft lassen, und so stellt sich die Frage nach der persönlichen Einschätzung und dem Ausblick des Majors.
„Niemand kann im Moment sehr weit nach vorne schauen und wirklich planen“
„Dennoch hat der Vorstand unserer Gesellschaft zum Ende letzten Jahres zunächst einen „normalen“ Jahresplan mit allen bekannten Terminen aufgestellt, auch wenn eigentlich schon klar war, dass wir zumindest in den ersten Monaten dieses Jahres wahrscheinlich nicht wie üblich zusammenkommen können. So mussten wir bis einschließlich März bereits alle Veranstaltungen, wie unsere Generalversammlung und auch unser erstes Gesellschaftsschießen absagen. Aber wir hoffen, dass wir spätestens in der zweiten Jahreshälfte wieder zu etwas mehr Normalität zurückkommen werden.
Derzeit kann man leider nur ‚auf Sicht fahren‘ und je nach Lage entscheiden, was verantwortungs- und sinnvoll gemacht werden kann. Als Major kann ich, gemeinsam mit unserem Vorstand, zum einen unsere Mitglieder nur dazu aufrufen, weiterhin auf sich und auf alle anderen aufzupassen und füreinander da zu sein. Wir können leider nicht versprechen, wann wir wieder zusammenkommen.
Was aber sicher ist, ist, dass wir Hubertusschützen, sobald es die Lage der Pandemie erlaubt, zusammenkommen werden! Der Vorstand wird dann, auch außerhalb der bekannten Termine, etwas planen und mit der großen Hubertusfamilie zusammen feiern.
Ich persönlich vermisse die Begegnungen mit meinen Schützenbrüdern und Mitmenschen. Leider sehe ich uns Neusser auch in diesem Jahr noch nicht wieder unser geliebtes Heimatfest auf gewohnte Art und Weise feiern. Ich hoffe jedoch darauf, dass die Bevölkerung bis zum Herbst so weit durchgeimpft ist, dass wir Menschen uns wieder ohne Sorge treffen und miteinander feiern können.“
Es sind die kleinen und leisen Töne, die in einem Jahr wie dem Letzten, die Musik in Gänze ausmachen. Ob wir in diesem Jahr wieder mit großem Spiel durch die Straßen unserer Heimatstadt ziehen und unbeschwert feiern können, bleibt abzuwarten. Doch gefestigt durch den Wahlspruch Glaube, Sitte, Heimat sehen wir der Zukunft hoffnungsvoll entgegen.
Dr. Achim Robertz