Was sein Vorname über ihn aussagt, wird später erläutert. Aber sein Nachname, der Schiefer, ein schwarzer Stein, wurde früher gern in Schulen als Untergrund zum Schreiben genutzt. Gott sei Dank hat es die Redaktion der Hubertuszeitung heute am Computer deutlich einfacher. So gibt es doch einiges über unseren Ehrenhauptmann zu berichten.
Als Sohn des langjährigen Komitee- und späteren Ehrenmitglieds des NBSV Theo Schiefer war es nicht unwahrscheinlich für Peter, dass der Funke der Schützenbegeisterung auf ihn übersprang und er später sogar den Pfad eines – man könnte sagen – „Berufsschützen“ einschlug. Wahrlich konnte er sich in seiner Familie auch nach weiteren begeisterten Schützen umsehen.
Der Bruder seines Vaters, Josef, war viele Jahre im Neusser Jägerkorps, u.a. anderem als Oberleutnant im Hauptmannszug seines Vetters Theo Oepen, aktiv und nimmt auch heute noch die Reise aus Westfalen auf sich, um kaum einen Umzug zu verpassen. Dessen Vetter Hans Schiefer wiederum sollte einigen als Schützenkönig 1967/1968 sowie Regimentsoberst von 1971 bis 1987 und als späterer Ehrenoberst bekannt sein. Die Schützenwurzeln der Familie lassen sich noch eine Generation weiter zurück in den Grenadierzug „In alter Frische 1908“ verfolgen.
Man hätte meinen können, dass Peter genetisch dazu veranlagt war, eine weiße Hose über den Markt zu tragen
Tatsächlich war die Hose, jedoch mehr Form als Farbe, ein ausschlaggebender Grund, warum Peter sich entschloss, vorerst nicht über den Markt zu marschieren. Denn die Uniform der Edelknaben, in deren Reihen seine Eltern sich seine ersten Kirmesschritte vorgestellt hatten, gefiel ihm optisch nicht so ganz recht und so blieb er erstmal eifrig als Zuschauer bei der Sache.
Ein paar Jahre später erhaschten jedoch die Uniformen der Jagdgehilfen der Hubertusschützen seinen Blick und Vater Theo sah sich verpflichtet, eifrig Kontakt mit Hubertusmajor Bruno Kistler aufzunehmen. So kam es 1975, dass Peter erstmals als Jagdgehilfe im Hubertuskorps „d’r Maat erop“ marschierte. Über drei Jahre hinweg begleitete er die Hubertuskönige Horst Schwarzfeller, Helmut Amann und Rolf Schimmel über die Kirmestage und konnte sich, wie er heute berichtet, nicht nur über viele schöne erste Eindrücke, sondern auch ein zusätzliches Kirmesgeld von Majestät freuen.
1978 nahm ihn der Hubertuszug „Götz von Berlichingen“ unter der Führung von Horst Schwarzfeller, einem späteren Amtsvorgänger, als Gastmarschierer auf, in dessen Reihen er 1979 auch eine besonders schwere Last auf sich nahm: Das Blumenhorn des Zuges.
Während seiner Zeit als Jagdgehilfe und Götze schwing er das Bein nicht nur im Takt zur Marschmusik, sondern auch in mehreren Jahren zum Walzer im Hofstaat der Neusser Schützenkönige. Zusammen mit einem anderen Hofherrn kam dann der Wunsch auf, einen eigenen Schützenzug zu gründen. Am Kirmesmontag 1979 nahm dieser Wunsch mit der Gründung des Zuges „Luschhönches“ dann Gestalt an. Diesem steht und marschiert Peter seit der Zuggründung ununterbrochen als Zugführer vor.
Einem Kirmeshobby, dem er sich besonders gerne im Zug widmete, war der Fackelbau. Schon in den frühen Bauphasen holte er dazu beeindruckende Skizzen aus seiner Tasche.
1982 konnte Peter auch seinen kreativen Umgang mit Wörtern beweisen, als er auf Bitte von Major Bruno Kistler der Redaktion der Hubertuszeitung beitrat
In den ersten vier Jahren verrichtete er diese Arbeit mit nur einem Kollegen. 1986 wuchs die Redaktion um ein weiteres Mitglied. Auch wenn man keinen direkten Vergleich zur heutigen Zeit ziehen kann, so lässt es den Autor doch erstaunen, dass diese Arbeit auf so wenigen Schultern ruhte. Bis zur Wahl der „Luschhönches“ als Hauptmannszug blieb er Teil des Teams.
1991 wurde er zuerst als Schriftführer in den Vorstand gewählt, bevor zwei Jahre später bei einer besonders spannenden Generalversammlung, welche eine völlig neue Korpsspitze rund um Major Manfred Kirchhoff mit sich brachte, die Wahl des Hauptmannszuges auf die „Luschhönches“ fiel, nachdem der vorherige Hauptmann Peter Piolot und dessen Zug „Diana“ nicht mehr zur Wiederwahl antraten.
Bis 1999 führte Peter seine beiden Vorstandsämter in Personalunion aus, danach gab er das Amt des Schriftführers ab. In dieser Zeit widmete er sich auch mit seinem Zugmitglied und Schwager Ralf Berger sowie den anderen beiden Hubertusschützen Hans-Willi Knopf und Michael Erb einem besonderen kleinen Musik-Projekt. Neben der Neuauflage bekannter Neusser Heimat- und Kirmeslieder, brachten sie einen neuen Hit mit „Vom Fackelzug zum Wackelzug“ hervor.
In den folgenden Jahren war Peter Schiefer schon eine Konstante des Hubertuskorps
Das heißt aber auf keinen Fall, dass das Korps in seinen Augen konstant und starr bleiben sollte. Wie er schon in seiner letzten Manöverkritik auf der Chargiertenversammlung anmerkte, ist das Hubertuskorps seit dem Antritt seiner Amtszeit als Hauptmann um rund 50 Prozent gewachsen. Zu diesem Wachstum, vor allem eine auffällige Welle an Jungschützen in den letzten 10 Jahren, hat sicherlich auch er beigetragen.
Der Autor kann heute amüsiert auf ein Ereignis vor knapp 10 Jahren zurück. In Peters vier Wänden waren Freunde zu Besuch, als ein Gast plötzlich sagte, dass ihr Sohn und dessen Freundeskreis einen Schützenzug gegründet und schon das ein oder andere Korps, dem sie beitreten wollten, in Aussicht hätten. Zuerst von der Nachricht begeistert, hatte Peter jedoch dem zweiten Teil noch etwas hinzuzufügen und bot an, mit ein paar Zugkameraden – mehr zu diesen an anderer Stelle – dem jungen Zug eine Alternative vorzustellen. Einige Monate später kam es dann dazu, dass dieser junge Zug das erste Mal in Hubertusuniform „d’r Maat erop“ marschierte.
Das heißt natürlich nicht, dass Peter ein Konkurrenzverhalten mit den anderen Korps anstrebte, ganz im Gegenteil! So war er kurz nach seiner Wahl auch Mitbegründer des Hauptmannstammtisches der Neusser Korps, dem er lange Zeit als dienstältester Hauptmann im Regiment vorstand. Keineswegs ein offizielles oder machtausübendes Gremium im Neusser Schützenwesen, hat sich dieser lockere Austausch sicherlich doch als gute Rückendeckung für ein freundschaftliches und kooperatives Verhältnis zwischen den Korps bewährt.
Eine interessante Beschreibung dafür, die der Autor einmal für diesen Stammtisch las, war der Vergleich der Hauptleute mit Technikern im Maschinenraum eines großen Tankers. Im Regiment sind sie auf den ersten Blick ein wenig versteckt, aber dennoch eine unverzichtbare und gut beschäftigte, mitlenkende Hand. Dies gilt auch für Peter im eigenen Korps.
Auffällig ist er vielen Hubertusschützen sicherlich durch seine ruhige und besonne Art geworden. So stand er während seiner Zeit im Vorstand insgesamt vier Majoren mit Rat und Tat zur Seite und hat sich stets dafür eingesetzt, ein angenehmes und ausgeglichenes Verhalten im Vorstand zu garantieren.
Die kameradschaftliche Zusammenarbeit lag ihm nicht nur in seinem Zug, sondern auch im Vorstand und im ganzen Korps besonders am Herzen
Während seiner Zeit musste er sich sicherlich auch weniger angenehmen Herausforderungen stellen, so bspw. 2003 einem eskalierenden Streit zwischen dem Vorstand und einer kleinen Gruppe unzufriedener Mitglieder. Nach dem plötzlichen Tod von Major Friedhelm Becker im Frühjahr 2010 übernahm er kommissarisch die Leitung der Gesellschaft und berief die Hubertusschützen zu einer außerordentlichen Generalversammlung zur Wahl des neuen Majors, Volker Albrecht, ein.
An den Kirmestagen kommt dem Hauptmann zudem die undankbare Aufgabe zu, den Zügen Strafen für mangelnde Teilnahme an den Umzügen zu verteilen. Auch wenn er diese Aufgabe strikt und ernst ausgeführt hat, achtete er dabei stets darauf, ein gutes und faires Verhältnis zu allen Zügen zu wahren. Dieses Verhalten lässt sich wohl ein bisschen auf seinen Namen zurückführen. Petrus, sein Namenspatron, ist der Fels. Wie Jesus auf dem bekanntesten der Apostel seine Kirche baute, so war sicherlich das Hubertuskorps – auch wenn es schon lange und stabil bestand – in den letzten Jahren mit auf Peter Schiefer gebaut.
Und auch wenn in der Gesellschaft ein stürmisches Klima aufzog, blieb er doch stets ruhig und standfest… wie ein Fels in der Brandung
Die Redaktion sagt an dieser Stelle unserem Ehrenhauptmann vielen Dank für seinen langjährigen Einsatz und hofft auf eine weitere, langanhaltende Freundschaft in den Reihen unseres Traditionskorps.
Dominik Schiefer