Hubertuskönigspaar Carsten und Tanja Bohnemann im Gespräch mit der Redaktion

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Über die Anziehungs- und Bindungskraft des Neusser Schützenwesens auf zugezogene Bürger und Bürgerinnen (volksmundlich „Immis“ genannt) könnten reichlich Romane und Abhandlungen verfasst werden. Und auch bei unserem aktuellen Hubertuskönigspaar Carsten und Tanja Bohnemann kann man das Phänomen beobachten. Obwohl beide keine geborenen Neusser sind, haben sie das Neusser Schützenfest und hier besonders unser Hubertuskorps zum festen Bestandteil ihres Lebens verinnerlicht.

Carsten Bohnemann – sein Vater stammte aus Blomberg im Lipper Land und die Mutter von der Insel Rügen – wurde in Düsseldorf geboren, obwohl die Familie bereits im Viertel Rheydter Straße wohnhaft war. Er besuchte den Kindergarten am Glehner Weg, dann die Görres-Schule und das Quirinus Gymnasium. Hockey spielte er von 8 bis 13 beim HTC Schwarz-Weiß Neuss. Vor dem Abitur beschlossen er und etliche andere Mitschüler, einen Schützenzug zu gründen, wussten sie doch von den Zentrifugalkräften, die die weiteren Lebenswege- und Planungen selbst auf eine verschworene Gemeinschaft haben. Dem wollte man mit der Gründung eines Schützenzuges im Jahr 1990 einen Anker entgegensetzen. Einer der klassischen Neusser Gründe einen Schützenzug aus der Taufe zu heben. Den Zugnamen „Schwenkküffkes“ entnahmen sie einem Wörterbuch zum Neusser Dialekt. Wer es nicht weiß: damit sind die Glasspülbürsten im Thekenspülbecken gemeint, die in jeder Kneipe zum Bestandteil einer Schanktheke gehören.

Carsten Bohnemann war nach dem Abitur zum Studium des Bauingenieurwesens zur RWTH Aachen gegangen, die Bundeswehr bzw. der Ersatzdienst blieben ihm erspart. So um 1995 trat Tanja in sein Leben, ihre Verbindung war von gemeinsamen Freunden eingefädelt worden. Tanja Bohnemann wuchs in Liblar auf („dort wo die Erft die Ville grüßt…“), das Schützenwesen genießt in dieser eher Karneval geneigten Region ein Dasein in der Diaspora. Aber bereits ihr erstes Schützenfest in Neuss 1996 hatte sie sofort in Bann geschlagen. „Ganz andere Welt“ und „Liebe auf den ersten Blick“, so ihre Erinnerungen. Es war ihr klar, dass es von nun ab mit zu ihrem Leben gehören würde, was sie herzlich gerne akzeptierte.

Schießübung 1996
Krönung 2002/2003
Hochzeit 2012

Gegen Ende des Studiums des Bauingenieurwesens widmete sich Carsten Bohnemann einem noch recht neuen Bereich der BaustoffTechnologie, dem Fließverhalten des selbstverdichtenden Betons, im Besonderen der rechnergestützten Fließsimulation. Bei der damaligen Rechenleistung eines heimischen Laptops war dies ein recht zeitaufwändiges Unterfangen, so dass der Rechenknecht auch während des Urlaubs seinen Auftrag im Hotelbadezimmer weiter ausführen musste. Mit dieser Forschungsarbeit auf dem noch recht jungen Arbeitsgebiet erlangte Carsten Bohnemann sein Diplom als Bauingenieur.

Nach seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH Aachen arbeitet er heute bei der Deutschen Bahn AG als Brückenbaubeauftragter. Er steht einem Prüfteam mit vier Mitarbeitern vor und ist für den Bereich NRW zusammen mit fünf weiteren Ingenieuren für die turnusmäßige Überprüfung von 4.550 Brücken- und auch Tunnelbauten, die alle sechs Jahre stattfinden müssen, zuständig. Mit seinem Team zusammen erledigt er ein Jahrespensum von 210 dieser Bauwerke. Die Kölner Hohenzollernbrücke stelle ihn trotz ihres hohen Alters eher vor geringe Probleme, von ihr erwartet er für die Dauer seiner Lebensarbeitszeit keine bösen Überraschungen.

Erster Krönungsball 1991
Schützenfest Düsseldorf 1994
Schützenfest Neuss 2018

Tanja Bohnemann hatte zunächst das Grundstudium der Architektur absolviert, kam jedoch durch Zufall an einen Aushilfsjob, der sich zunächst zum Dauerjob auswuchs und schließlich in eine Ausbildung zur Großhandels-Kauffrau mündete. Sie arbeitete lange in einem Zulieferbetrieb für Schneidereibedarf und ist zurzeit als Tagesmutter tätig. „Die Jobs finden mich und nicht umgekehrt,“ sagt sie im Interview zur Redaktion.

Recht früh schon hatte Carsten Bohnemann seinen Wunsch geäußert, dass er einmal gerne Hubertuskönig werden wolle. Tanja Bohnemann trug diesen Wunsch sehr gerne und verständnisvoll mit. Im Vorfeld des Patronatstages wechselten sich bange Erwartung und frohes Hoffen miteinander ab. Beinah wie beim Blümchenzupfen: „Er wird König, er wird nicht König, er wird König…“ Als dann das festliche Kleid, das Tanja zum Hubertusball tragen wollte, in einem Karton von der Größe einer Telefonzelle angeliefert worden war und es auf Anhieb passte, fasste sie das als gutes Omen auf. Trotzdem, das Bangen vorher war nervenzerreißend. Der Anruf vom glücklichen Ausgang des Schießens, erreichte sie unmittelbar vor dem Vogthaus, in dem sie mit einer Freundin verabredet war.

Carsten Kinderfoto
Baustellenbesichtigung
Wandern 2021
Schützenfest Holzbüttgen 2022

Ein großer Vorteil, den das Hubertuskönigspaar gegenüber dem Schützenkönigspaar genießt, ist die Zeitspanne bis zum Krönungsball. Während das Schützenkönigspaar sehr viele Pflichten in dramatisch kurzer Zeit von nur vier Tagen erledigen muss, genießt das Hubertuskönigspaar dagegen ganze vier Wochen der Vorbereitung. Das würde sogar für einen Tanzlehrgang reichen, den unser aktuelles Königspaar Carsten und Tanja Bohnemann allerdings nicht benötigte. Tanja hat das Tanzen (Latein) als Sport betrieben und Carsten („bin eher grobmotorisch“) immerhin so weit mitgezogen, dass es für den „Hausgebrauch“ reicht. Sie mussten lediglich ein wenig langsamen Walzer üben für den Königstanz.

Vom Hubertusball sind sie noch immer begeistert, er wird ihnen unvergesslich bleiben. Es habe eine sehr gute Feierstimmung geherrscht, an der auch die anderen Königsund Siegerpaare mit ihrer Herzlichkeit großen Anteil hatten. Sie sind froh darüber, dass man in diesem Kreis so nette Freundschaft findet. Der Jakobuskönig Rainer Göttges, der auch als Schießmeister im Vorstand der Further Schützen fungiert, war zudem im Vorfeld des Patronatstages der Schießtrainer von Carsten Bohnemann. Über den Hubertusball meinten Carsten und Tanja, dass man eine gute Mischung von dem Anlass angemessener Feierstimmung aber auch freudiger Ausgelassenheit gefunden hat. Ganz besonders möchten sie auch Bernd Miszczak erwähnen, der mit seiner brillanten Fotodokumentation großartige Arbeit geleistet habe.

Baseball Uni-Mannschaft
Golf 2022
Schießtraining

Zusammen mit der Redaktion sinnierten Tanja und Carsten auch über das vergangene Schützenfest, welches nach zwei Jahren Ausfall im Schatten eines blutigen Krieges stattfand. Auf der einen Seite habe man gespürt, dass „die Leute ausgehungert“ waren nach Schützenfest, ihre Feierstimmung jedoch schien in diesem Jahr von besonderer Herzlichkeit und großem freundschaftlichen Miteinander geprägt zu sein.

Zum Schluss des Interviews fragt ein Redakteur verschmitzt ob wir im nächsten Jahr einen Königsorden aus Beton erwarten können. Carsten Bohnemann nimmt den launig gespielten Ball gerne auf und sinniert über die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten des Betons, in besonderer Hinsicht der Mischung von Leichtbeton. Das ließe den Hubertusschützen auch nicht mit dem Gewicht eines Mühlsteins auf dem Markt zu Boden sinken. Mit der Beimischung von Glaspartikeln ließe sich sogar eine gewisse Lichtdurchlässigkeit erreichen.

Das Interview führten Norbert Meyer und Reinhard Eck, den Text hat Viktor Steinfeldt verfasst.

Tanja Bohnemann und der Fackelbau
Das wird kaum jemand wissen, aber Tanja Bohnemann hat schon einige Erfahrung als Fackelmalerin. Sie hat vor cirka 20 bis 25 Jahren für den Zug der „Quirinus-Jünger“ drei Fackeln bemalt. Der Kontakt zu diesem Zug hatte sich durch Schützenfreunde ergeben, die in beiden Zügen, sowohl „Schwenkküffkes“ als auch „QuirinusJünger“, aktiv gewesen waren. Die erste Fackel war Horst „Bonsai“ Fellinger gewidmet. Heute würde Tanja es sich nicht mehr zutrauen, es würde ihr an Übung fehlen. Denn auch zum Malen brauche es Übung.

Steilvorlage für Eierdiebtaufe
Für die in diesem Jahr endlich wieder stattfindende Eierdiebtaufe der „Quirinus-Ritter“ findet die Redaktion eine Steilvorlage heraus. Unser aktuelles Hubertuskönigspaar Carsten und Tanja Bohnemann gesteht eine pikante familiäre Besonderheit. Es handelt sich um eine quasi-konfessionelle „Mischehe“, die Verbindung eines gebürtigen Düsseldorfers und einer gebürtigen Kölnerin. Zwar ist Carsten wie erwähnt in Neuss aufgewachsen und Tanja in Liblar, immerhin an den „Gestaden“ der Erft, jedoch bieten die erwähnten bekannten und untereinander in besonderer Weise „verbundenen“ Geburtsstädte genügend Stoff zum Räkeln und Anlass für milden Spott.

Schießen der Kandidaten am Patronatstag
Im Vorfeld hatte der Vorstand beschlossen, das Schießen um die Würde des Hubertuskönigs neu und transparent zu regeln. Dies geschah vor allem im Hinblick auf die doch immer wieder geäußerten Kommentare, dass der Hubertuskönig doch von vornherein feststehe. Das Vorgehen beim Schießen beinhaltet nun, dass jeder der Kandidaten vor dem Schießen seine Schießscheibe und die der anderen Bewerber zu unterschreiben habe. Jedem Kandidaten steht es frei, nach Absprache in der folgenden Woche alle Schießscheiben zu begutachten.
(Vorstandsbeschluss 13.10.2022)