Einer der Höhepunkte eines jeden Patronatstages ist die Ermittlung des Hubertuskönigs. Lange Zeit schien es keinen Bewerber für das Amt des Hubertuskönigs zu geben. Wenige Tage vor dem Gedenktag des Heiligen Hubertus, munkelten die immer „gut unterrichteten Kreise“ von einem Kandidaten. Passives Mitglied in unserer Gesellschaft sollte er sein und noch dazu aktiv im Korps der Neusser Schützengilde.
Mit Beginn des Festkommerses in der Stadthalle verkündete Major Volker, es gäbe einen Kandidaten, ohne Namen zu nennen. Gleichzeitig forderte er die anwesenden Hubertusschützen auf, noch einmal in sich zugehen, um sich einen schon langen gehegten Wunsch zu erfüllen, einmal Hubertuskönig zu werden. Meldeschluss sei schließlich erst in einer Stunde.
Tatsächlich meldeten sich zwei weitere Bewerber, so dass auf dem Schießstand Hans- Peter Sieben (Quirinus-Boschte), Christian Pütz (Germanen) und Frederik Reymann gegeneinander antraten. Schlussendlich setzte sich Frederik Reymann gegen seine Mitbewerber erfolgreich durch und wird als Frederik I unser Korps in seinem Königsjahr 2019/20 repräsentieren.
Seine Lebensgefährtin, Julia-Carina Schanowski, ist dagegen eine waschechte Neusserin und seit Kindestagen mit dem Neusser Schützenfest vertraut. Aufgewachsen ist sie im elterlichen Reitstall am Derendorf Weg. Ihr Elternhaus, der Reitstall Schanowski, wurde ein Opfer der Stadtplanung. Hier war das Zuhause der Pferde, die den ehemaligen Major der Schützenlust Herbert Geyr und dessen Adjutanten Kurt Koenemann, unseren diesjährigen Schützenkönig Kurt I. sicher über den Markt trugen.
Wo früher die Pferde friedlich auf der Weide grasten, steht heute ein großes Möbelhaus. Carina arbeitet für die Unternehmensberatung Deloitte und studiert neben ihrer Arbeit Wirtschaftspsychologie an der FOM- Fachhochschule. Den Pferden und dem Reitsport ist sie weiter treu geblieben. Ihre Zeit reicht nicht mehr aus, um die Pferde während der Umzüge zu begleiten, aber wenn Not am Mann unterstützt sie das Reiterkorps, deren Adjutant ihr Bruder Jan-Frederic Schanowski ist, und der ihr Pferd „Flaubert“ reitet. So es ihre verbleibende Freizeit zulässt, betreibt sie ihr Hobby seit Kindestagen, den Dressursport.
Du bist geboren, aufgewachsen und berufstätig in Düsseldorf. Die Stadt ist nicht als Hochburg des Sommerbrauchtums bekannt.
Das ist richtig. In Unterbach, wo ich aufgewachsen bin, gab es eine kleine Dorfkirmes mit vielleicht drei Fahrgeschäften und fünf Bierbuden. Und das war´s!
War der Weg steinig, Schütze zu werden?
Zu den Neusser Schützen bin ich durch meinen Bruder gekommen. Er war, gemeinsam mit seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau, nach Kaarst gezogen. Aus deren Bekanntenkreis stammte die Idee einen Schützenzug zu gründen oder wieder zu beleben. An meinem Geburtstag habe ich eine große Feier gegeben und die Bekannten meines Bruders waren auch eingeladen. Im Laufe der Feier wurde ich von meinem Bruder und einem seiner Freunde, den ich bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kannte, angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, einen Zug zu gründen. Was für einen Zug habe ich zurückgefragt. Einen Schützenzug meinten sie. Da war ich erstmal raus. Der Abend dauerte aber länger. Und je länger er wurde, umso mehr haben sie auf mich eingeredet. In der Nacht habe ich dann den berühmt, berüchtigten Bierdeckelvertrag unterschrieben. Damit war ich Mitglied in der Gilde.
Dein Bruder hat dich zur Gilde gezogen? In welchem Jahr war das?
Im Jahre 2007. Ich habe extra noch mal nachgeschaut, damit ich nichts Falsches sage. Mein Bruder und seine Freunde haben den schon existierenden Gildezug „Schabau Boschte“ wiederbelebt. Der Zug war praktisch zwei Jahre tot. Die damaligen Zugmitglieder hatten sich aus einander gelebt. Die neuen Gründungsmitglieder waren mein Bruder Pascal, Jörg Drescher und dessen Bruder. Anfangs war ich nur einfacher Schütze. Mein Bruder ist immer noch Oberleutnant, Jörg Drescher Leutnant und seit 2012 bin ich Spieß des Zuges.
Wer hatte die Idee für diesen Zugnamen?
Das kann ich nicht genau sagen. Der Name stammte von den alten Zugmitgliedern. Ich vermute sie waren dem Schabau sehr zugetan.
Du bist nicht nur aktiv in der Schützengilde, sondern auch Mitglied in unserem Korps.
Das ist richtig. Der Weg zu den Hubertusschützen führte über den Further Jägerzug „Gute Freunde“! (A.d.R.: Zum Schützenfest auf der Neusser-Furth marschieren traditionell Granden, verschiedener Neusser Korps als Gastmarschierer im Jägerzug „Gute Freunde“ mit. Um nur einige Namen zu nennen; Dr. Paul Oldenkott, ehemaliger Major der Gilde, aus unserem Korps, Major Volker Albrecht und der langjährige Schießmeister Armin Grolms sowie der Zugführer der „Jungen Elche,“ Thomas Keil, mit dem Frederick I. eine lange Freundschaft verbindet) Daraus hat sich eine Schützenfreundschaft entwickelt. Während eines Umzuges sprach mich Armin Grolms an und meinte, ihm wäre aufgefallen, dass ich noch kein passives Mitglied bei den Hubertusschützen wäre. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um Mitglied zu werden.
Also noch ein Bierdeckelvertrag?!
Nein. Armin war gut vorbereitet. Er hatte das Antragsformular schon ausgefüllt, ich brauchte nur noch unterschreiben. Seitdem werde ich von Volker regelmäßig zu seinen Majorsehrenabenden eingeladen, an denen ich auch gerne teilnehme. An einigen Königsbiwaks habe ich auch schon teilgenommen und so einiges vom Innenleben und den Gebräuchen der Hubertusschützen kennengelernt.
Wann wurde von dir der Entschluss gefasst, dich für das Amt des Hubertuskönigs zu bewerben.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein passives Mitglied Hubertuskönig wird. Da hast du bekannte Vorgänger. Erstmalig haben wir mit dir einen König, der auch noch aktiv in einem weiteren Korps, der Gilde marschiert.
Welche Absprachen hast du besprochen?
Beim diesjährigen Oktoberfest des Further Jägerkorps wurde ich von Armin Grolms angesprochen. Die Frage lautete: Kannst du dir vorstellen, dieses Jahr als Passives Mitglied beim Hubertusschießen anzutreten, um neuer Hubertuskönig zu werden. Ich konnte es mir nicht vorstellen und habe die Sache, wie es so schön heißt, ad acta gelegt. Am Freitag vor dem Patronatstag habe ich mehrere Anrufe erhalten, immer mit der Frage, ob ich mich nicht bewerben wolle. Vorstellen konnte ich es mir mittlerweile schon, aber vorher wollte ich mich mit Carina besprechen. Durch ihre Arbeit, das Studium und ihr Hobby, bleibt ihr nur wenig Freizeit.
Nach einem weiteren Anruf von Thomas „Keili“ Keil, haben Carina und ich einen Deal beschlossen, und ich habe ,,Keili“ per Whats App über meine beabsichtigte Bewerbung informiert. Kurze Zeit später rief mich ein erfreuter Volker Albrecht an, der mir das Procedere und die kommenden Termine erklärte, die auf mich zukämen, wenn ich Hubertuskönig werden sollte.
Beim nächsten Schützenfest wird die Gilde ohne mich marschieren. Das ist ganz klar. Natürlich habe ich mich mit Stefan Schomburg, Major der Gilde besprochen, und von deren Seite ebenfalls grünes Licht bekommen. Ebenfallsdas OK habe ich von meinem Zug, den„Schabau Boschten“ bekommen. Erst als von allen Beteiligten keine Einwände erhoben wurden, habe ich mich beworben. Auch die Organisation während des Schützenfestes ist geregelt. Zwischen den verschiedenen, offiziellen Terminen als Hubertuskönig, immer wenn etwas Luft ist, werde ich mich meinem Zug anschließen. Die Entfernung zwischen Hubertusdorf und dem BienefeldZelt, Treffpunkt der Gilde ist nicht sehr groß. Zum Treffpunkt meines Zuges im „Okie Dokie“ sind es nur ein paar Schritte.
Du hast von einem Deal mit Carina gesprochen. Wie lautet dieser?
Ab dem 17. November 2019, 24.00 Uhr, das ist die Nacht des Krönungsballs, höre ich auf zu rauchen!
Oh! Für immer?
Ich hoffe doch!
Welche Eindrücke hast du vom Patronatstag mitgenommen?
Der Tag ist lang und anstrengend. Der Zapfenstreich auf dem Münsterplatz ist ehrlich eindrucksvoll. Es herrscht eine feierliche Atmosphäre. Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie viele Menschen am Zugweg in die Stadt zuschauen und wie viele Hubertusschützen sich auf dem Münsterplatz einfinden würden. So etwas kannten Carina und ich bisher nicht. Der anschließende Empfang im Vogthaus, sowohl oben auf der Empore als auch unten bei den Hubertusschützen, war großartig.
Welche Unterstützung wünschst du dir von den Hubertusschützen während deines kommenden Königsjahres?
Thomas Keil und die „Junge Elche“ haben mir ihre Unterstützung zugesagt, denn ich brauche sicherlich Unterstützung, z.B. werde ich diese bei der Fronleichnamsprozession oder der Organisation meines Königsbiwaks benötigen. Weitere Hilfe haben mir auch die Further „Guten Freunde“, mein eigener Zug und spontan viele Hubertusschützen zugesagt.
Die Kleiderfrage für den Hubertusball ist geregelt?
Die Kleiderfrage ist gelöst. Carina hat ihr Krönungskleid gefunden. Meine Uniform stammt aus der Regimentsschneiderei Tezgör. Alles hängt parat im Schrank. Die Vorfreude steigt.
Welchen Ehrentanz habt ihr Euch gewünscht?
Wir haben uns für einen langsamen Walzer entschieden. Und der zweite Tanz mit den ehemaligen Hubertusmajestäten und den Ehrengästen wird ein Foxtrott sein. Das ist ein besonderer Wunsch von Carina.
Du bist auch im Winterbrauchtum aktiv und wirst im kommenden Jahr zum Senator der Blauen Funken ernannt? Welche Aufgaben übt ein Senator aus?
Bei den Blauen Funken habe ich als kleiner Gardist begonnen und werde jetzt zum Senator ernannt. Ein Senator soll den Verein mit Rat und Tat fördern und nicht ganz unwichtig, er soll ihn finanziell unterstützen.
Wirst du beim Kappes Sonntag Zug auf einem Prunkwagen mitfahren?
Ja, ich werde auf einem Wagen mitfahren und auch Kamelle werfen.
Gibt es bereits eine Idee für DeinenKönigsorden?
Eine konkrete Idee für meinen Orden habe ich schon im Kopf, aber diese Idee werde ich natürlich noch nicht preisgeben. Eines will ich aber schon jetzt verraten, ich freue mich von ganzem Herzen Hubertuskönig sein zu dürfen. Carina und ich freuen uns auf ein schönes Königsjahr und unser Königsjahr soll auch die Verbundenheit zwischen der Schützengilde und den Hubertusschützen ausdrücken.
Das Interview führten Norbert Meyer und Dr. Achim Robertz und wurde aus Termingründen vor dem Hubertusball geführt.