Du hast uns gerade noch gefehlt!

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Sie kennen sicher diese Redewendung und haben sie vielleicht sogar schon einmal selbst zu hören bekommen. Die Gelegenheit war günstig. Man war seit langem mal wieder dort, wohin der Freund, die Verwandte verzogen war und stand wohlmeinend, aber unangemeldet, vor der Tür. Und dann die kalte Abfuhr: „Du hast uns gerade noch gefehlt!“

Bei ungewollten Schwangerschaften erfährt die Redewendung eine grammatische Abänderung. Dann heißt es oft: „Das hat uns gerade noch gefehlt!“ Das ist insofern noch etwas härter im Ausdruck, weil doch da ein Mensch ins Leben will und nicht irgendeine Sache, unbestellt und unwillkommen.

Ist es unangemessen, diese Redewendung mit dem Weihnachtsevangelium in Zusammenhang zu bringen? Sicher nicht: Da war doch die Geburt des Gottessohnes in einem schäbigen Viehstall, weil in den Herbergen kein Platz für ihn war. Im Johannesevangelium heißt es kühl: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh. 1,11)

Noch besser passt unsere Redewendung zum Weihnachtsgeschehen, wenn wir sie entgegen unserer Hörgewohnheit einmal ganz positiv verstehen. „Du hast uns gerade noch gefehlt!“ Vielleicht würden wir dann aber lieber sagen: „Du kommst uns wie gerufen! Du kommst uns gerade recht!“ Überall dort, wo das Leben bedroht ist durch Krankheit, Unglück, Bosheit und Tod ist es doch Evangelium, Frohe Botschaft schlechthin, dass Gott selbst in die Welt gekommen ist, um alle Menschen guten Willens heil werden zu lassen in Zeit und Ewigkeit.

Und ganz unangemeldet kam und kommt er ja auch nicht. Die Propheten, von denen wir im Advent so manches Wort in den Gottesdiensten hören konnten, haben den Retter und Heiland angekündigt. Und er ist da. Wir müssen ihn nur einlassen in unser Leben. Denn er ist in seiner Person der Ausweg aus allem Elend dieser Welt, wenn wir ihm glauben und ihm nachfolgen. So gilt auch uns das Wort aus der Offenbarung des Johannes: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimmer hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir!“ (Offb. 3,20)

Mit anderen Worten: Wenn wir ihn einlassen, den Sohn Gottes, dann wird er im Bild des Mahles sein göttliches Leben mit uns teilen und das in alle Ewigkeit. Doch dann müssen auch wir uns ganz auf den Weg seiner göttlichen Liebe begeben. Was ist unsere Antwort: „Das hat uns gerade noch gefehlt!“ oder „Du kommst uns gerade recht!“? Sie liegt bei uns mit allen Konsequenzen.

Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!

Ihr Präses
Msgr. Wilfried Korfmacher