53 Jahre Hubertuszeitung - ein stolzes Jubiläum
Die Jahre 1968 bis 1983
Im Februar 1968 lag sie zum ersten Mal bei den Hubertusschützen im Briefkasten – die Hubertuszeitung. Irgendwie sah sie aber doch ganz anders aus als heute. Einfache lose Blätter, an einer Ecke getackert. Heute sind die Blätter stark vergilbt, die Schrift kaum noch lesbar. Denn sie wurde auf Wachsmatrizen getippt und im Umdruckverfahren vervielfältigt. Umdrucke waren das Mittel der Wahl zur raschen Vervielfältigung, wollte man keine Druckerei bemühen. Hauptsächlich wurden sie in Schulen eingesetzt.
Die Zeitung war also zuerst einmal ein Kind der Improvisation. Der junge und rührige Schriftführer der Gesellschaft Peter Albrecht, zu dieser Zeit gerade 30 Jahre alt, hatte die Idee zu dieser Zeitung um den Hubertus-Schützen (zu jener Zeit ca.150 Mann) ein zentrales Mitteilungsorgan zu schaffen. Was lag also näher als erst einmal das einfachste und billigste Verfahren anzuwenden, den Matrizenumdruck. Ein Verfahren, das zwar billig war – aber keine Tippfehler verzieh. Es ließ jedoch dem pfiffigen Zeitungsmacher einigen Gestaltungsspielraum, da man von Hand nicht nur alleine schreiben oder tippen konnte.
Nein, man konnte auch kleine Zeichnungen einfügen und erste Kleinanzeigen mit einer Buchstabenschablone einfügen. Auch wenn diese Phase eine der kürzesten Abschnitte der Hubertuszeitung darstellte, so widmen wir ihr doch diese längere Ausführung um den geradezu rührenden Aufwand zu ehren, den Peter Albrecht und seine Hilfskräfte in der Geburtsphase der Hubertuszeitung leisteten. Peter Albrecht, Mitglied der Gesellschaft seit 1957, sollte während der ersten 10 Jahre der Zeitung der Motor und ideenreiche (Chef-)Redakteur bleiben.
Noch heute gilt, es gibt keine Idee, die die aktuelle Redaktion sich ausdenken könnte, die Peter Albrecht nicht schon gehabt hat. Im Jahre 2000 wird er nochmal, in schwieriger Zeit, für zwei Jahre die Redaktion der Zeitung übernehmen. Auch heute, gerade 80 Jahre alt geworden, ist er noch täglich in Sachen Schützenwesen unterwegs. Er ist Volunteer im Schützenmuseum und stets als rastloser, fliegender Reporter für das Lokalradio in Sachen Schützen auf Tour. Man beachte auf Youtube den Kanal „Neusser Schötzekall“.
Kommen wir zur Zeitung zurück.
Nach den ersten 3 Umdruck-Ausgaben konnte sich der Druckereibesitzer, Gesellschaftsmitbegründer und Ex-Hubertuskönig Josef Decker das Elend Umdruck nicht mehr ansehen. Er bot der Gesellschaft an die Zeitung in seinem Hause zu drucken. Jedoch verwendete man zunächst weiterhin handgetippte und gezeichnete Vorlagen. Die Druckerei fertigte davon Druckvorlagen an, das Schriftbild der Schreibmaschine mit dem unfreiwilligen Flattersatz am rechten Rand blieb dabei erhalten.
Elf Hubertuszeitungen gab es im ersten Jahr 1968 – mal mit 3 Seiten und mal mit 4 oder 5 Seiten. Das war nur möglich, weil es geheftete Einzelblätter waren. Blitzaktuell war man zu dieser Zeit wie nie mehr später. Höchst eilige Teminverschiebungen wurden mit einem Datumsstempel nachträglich in alle Exemplare gestempelt. Von Hand natürlich, versteht sich. Schneller geht nur noch das heutige Twitter. Erste Anzeigenkunden waren Matthias Gondorfs Agentur, Herbert Blasweilers Trinkhallen und Josef Groß „der schießende Dachdecker“.
Das Jahr 1969 brachte den Hubertus-Schützen 12 Exemplare ins Haus, standardisiert mit 4 Seiten, gedruckt auf einem Großblatt. Drucktechnisch ging es weiter voran, man konnte nun qualitätsreichere Fotos und Werbevorlagen drucken. Es nahm professionellere Gestalt an, man verließ das Niveau der Schülerzeitung. Einen gestalterischen Aufschwung gab es ab 1970. Das Deckblatt wurde neu gestaltet mit einer grünen Überschrift „Hubertus“ plus Hirschgeweih. Es gab 10 Ausgaben mit 4 Seiten und einer 2-seitigen Werbeeinlage. Der Inhalt war knapp, informativ, abwechslungsreich. Züge stellten sich vor, es waren zwölf, passten also in ein Kalenderjahr. Repräsentanten des Schützenwesens wurden vorgestellt („Prominent im Regiment“). Noch wurden die Seiten aber daheim mit der Schreibmaschine getippt. Im Druckereiwesen lief zu dieser Zeit eine technische Revolution ab. Neue Technologien zwangen die gesamte Zunft der Schriftsetzer zur Umschulung. Der Fortschritt im Druckwesen wird auch die Hubertuszeitung in allen Jahren begleiten und dies kann im Rückblick auf alle Jahrgänge eindrücklich begutachtet werden.
Bei der Hubertuszeitung dauerte es noch etliche Jahre ...
… bevor eine rechnergestützte Satztechnik Einzug hielt, wobei die Technik allerdings noch meilenweit vom sogenannten „what-you-see-is-what-you-get“ entfernt blieb. Ein Tagtraum, den unser heutiger Major auf der letzten Redaktionssitzung spann – ganze Werbeseiten von Schützenzügen – war in den 70er-Jahren der Normalfall. Mitglieder von Götz von Berlichingen, Erftjunker und Kreuzritter füllten jeweils eine Anzeigenseite, wobei die Götzen eifersüchtig ihre Anzeigen auf der Rückseite verteidigten. Bei der Redaktionsarbeit stand Peter Albrecht in den ersten Jahren Geschäftsführer Horst Hindrichs zur Seite. Friedhelm Zwickard als Schießmeister und Zeugwart Ernst Hufer traten als Gastautoren auf. Beruflich bedingt zog sich Peter Albrecht in den Jahren 1976 und 77 von der Redaktionsarbeit zurück. Der Vorstand selber warf sich geschlossen in die Bresche. Zwei Jahre waren Vorstand und Redaktion nahezu identisch. 1978 und 1979 trat dann Peter Albrecht nochmal in den Vordergrund um dann mit Ende 1979 die Redaktionsarbeit gänzlich niederzulegen. Er konnte den neuen Schriftführer Fred Hasselbach in die Redaktion einarbeiten. Es waren dann die Herren Hasselbach und Hauptmann Manfred Günther, die die Hauptarbeit verrichteten.
Ein blutjunges Nachwuchstalent namens Peter Schiefer konnte ab 1982 für die Redaktion gewonnen werden. Bei den Jahrgängen bis 1983 hatte sich eine Ausgabenanzahl von acht Hubertuszeitungen im Jahr etabliert. Standardmäßig waren es 6 Seiten Redaktionsteil und 6 Seiten Anzeigenteil. Auf der Vorderseite ein schlichter, grüner Hubertus-Schriftzug und im Redaktionsteil eine feine grüne Linienumrandung. Die Zeitung hatte sich etabliert mit ihrem nüchternen Design und mit ihrer Informationsfülle war sie über viele Jahre ein steter, treuer Begleiter der Hubertus-Schützen im Jahreslauf. Eine Zeitung machen ist aber nur die eine Hälfte. Die Zeitung will auch versendet werden. Ohne freiwillige, emsige Helfer kann es nicht funktionieren. Die Zeitung wurde dreifach gefaltet und mit einer Banderole postfertig verklebt. Also hieß es auch bei nur wenigen hundert Exemplaren stundenlanges Falten, Kleben und Frankieren. Und das bis zu 11, 12 Mal im Jahr. Heute werden die fleißigen und wichtigen Helfer des Versandes zu Recht gleichberechtigt mit den Redakteuren im Impressum genannt. Für die damalige Zeit können wir leider keine Namen nennen. Das ist schade.
Die Jahre 1984 bis 1999
Broschürenform, Glanzpapier und farbiges Titelbild
Die ersten beiden Ausgaben der Hubertuszeitung 1984 boten den Lesern noch das seit vielen Jahren gewohnte Bild – 20 Seiten auf schlichtem Papier, der Redaktionsteil mit feinem schwarzen Rand und der einzige Farbtupfer war auf der Titelseite der blassgrüne Schriftzug Hubertus. Unser Mitglied Schützenkönig a.D. Rainer Reuß sen. seines Zeichens Grafiker und Werbefachmann hatte dem Vorstand angeboten der Hubertuszeitung zu einem moderneren und flotteren Aussehen zu verhelfen. Ab der dritten Ausgabe erschien die Hubertuszeitung nun in Broschürenform auf Glanzpapier samt farbigem Titelbild. Vorder- und Rückseite hatten zudem einen kräftigen Rahmen in Hubertusgrün. Der grüne Rahmen auf der Rückseite wurde ab 1991 weggelassen.
Passend zum 2000-Jahr-Jubiläum der Stadt Neuss hatte man einen römischen Legionär abgebildet, der einen vierspännigen Triumphwagen steuerte. Der Wagen raste in voller Kurvenfahrt mit einem Rad über dem Abgrund und mancher Verschwörungstheoretiker rätselte über diese Bildsymbolik. Für viele Jahre sollte diese Gestaltung der Zeitung beibehalten werden, wobei man zunächst mit farbigen Titelbilder sparsam blieb. Der Umfang der Zeitung stieg von 20 auf 28 Seiten und dies scheint redaktionell für eine gewisse Übergangszeit ein Problem gewesen zu sein. Das Volumen des Inhalts war dem Umfang nicht ganz angemessen. Das lag vor allem an der zu kleinen 2-Mann-Redaktion. Für einige Ausgaben waren auch große Probleme bei der Satzgestaltung zu erkennen. Es gab riesige Textlücken in den Zeilen. Hier wurden beim Blocksatz grobe handwerkliche Fehler gemacht. Der Umgang mit dem jetzt computergesteuerten Fotosatz war einfach nicht fachgerecht.
Man kannte zwar noch nicht den Werbespruch „Geiz ist geil“, jedoch nach dem Motto „Ich kenn da einen, der eine billige Druckerei kennt…“ wandte man sich nach vielen Jahren von der Druckerei Decker ab und beauftragte eine Druckerei, die bislang bekannt war für alternative Produktionen wie Wurfzettel für Demos. Das Problem Satzgestaltung wurde erst behoben nachdem das spätere Erftjunker-Mitglied Jochen Ulbricht als Fachmann gewonnen werden konnte und ab der Ausgabe Nr.6 Satz und Layout gestaltete.
Jochen Ulbricht, auch später Hubertuskönig 1995-96 sollte bis zum Jahre 1999 Satz und Layout gestalten und dann wieder ab 2004 bis zu seinem viel zu frühen Tod im Jahre 2009. Bei der Wahl der Druckerei gab es auch ein munteres Wechselspiel. Ab Ausgabe Nr.3 wurde die Zeitung durch Druckerei Alfons Mann gefertigt. Dieser wurde im gleichen Jahr auch Mitglied und Hubertuskönig. Nach Ablauf des Königsjahres wurde ab Ausgabe Nr.7 die Druckerei Team-Druck beauftragt. Wenn jetzt bei manchem Leser das Kopfkino anläuft, wollen wir ihn von unserer Seite jetzt nicht wesentlich einbremsen. Druckerei Team-Druck sollte nun für viele Jahre die Stammdruckerei bleiben.
Nahezu 30 Jahre Redakteur - Hans-Walter Kalmünzer
Die Redaktion hatten wir weiter oben bereits angesprochen, es waren zwei junge Mitglieder in ihren frühen 20er-Jahren, Peter Schiefer, Zugführer der „Luschhönches“ und Burkhard Uhlenbroich, Gründungsmitglied der „Jungen Elche“. Bis zum Jahre 1986 sollten diese beiden alleine die Redaktion stellen, hier kamen erst ab der 6. Ausgabe Carl-Heinz Gille, Mitglied der „Wibbelstitze“ und der bereits als Redakteur bekannte Jürgen Muthmann als Unterstützung hinzu. Burkhard Uhlenbroich schied jedoch gleichzeitig aus. Für Carl-Heinz Gille trat nach einem Jahr Mario Alex von den „Kreuzrittern“ an dessen Stelle. Nach 2 Jahren fand auch dessen Mitwirken ein Ende, wurde aber von seinem Zugkameraden Hans-Walter Kalmünzer ersetzt.
Hans-Walter Kalmünzer war mit zweijähriger Unterbrechung bis zu seinem Tod im Januar 2018 für die Hubertuszeitung als Redakteur tätig. Also nahezu 30 Jahre. In den ersten Jahren kokettierte er mit der Selbstbezeichnung „Volontär“. Wurde später von allen Seiten „Chefredakteur“ genannt, obwohl er sich selber nie mit diesem Titel bezeichnete. Bis zum Jahre 1993 bestand die Redaktion aus Peter Schiefer, Jürgen Muthmann und Hans-Walter Kalmünzer.
Danach schied der mittlerweile zum Schriftführer und Hauptmann der Gesellschaft gewählte Peter Schiefer aus der Redaktion, die sich mit dem „Quirinusjünger“ Reinhard Eck wieder auf drei Redakteure verstärkte. Dieses Dreierteam bestand nun für einige Jahre. Erst ab 1997 kam mit dem „Wilddieb“ Horst Vaeßen ein weiteres Mitglied hinzu. Für die Acquisition der Anzeigenkunden war viele Jahre bis 1994 der Hubertuskönig 1982-83 Fred Hasselbach (†1996) zuständig. Dieses ehemalige Vorstandsmitglied war als innerstädtischer Geschäftsmann und Herrenausstatter gut vernetzt und konnte das Anzeigenniveau stets auf guter Höhe halten. (Wer über die viele Werbung in der Zeitung meckert, der sollte bedenken, dass es ohne diese Werbung höchstens lose Informationszettel als Mitteilungsblatt gäbe).
Für den Vertrieb war eine gefühlte Ewigkeit Hasselbachs Zugkamerad bei den „Erftjunkern“ Karl Busch (†2009) zuständig. Er war rund 16 Jahre bis zum Jahre 1995 mit dieser wichtigen Tätigkeit befasst, bevor er 1996 von Wilfried Bongartz (†2006) abgelöst wurde. Den wichtigen Job zur Gewinnung von Anzeigenkunden übernahm der neugewählte Kassierer der Gesellschaft Ralf Berger vom Zug „Luschhönches“, das spätere Komiteemitglied. Neben all den bislang aufgezählten Mitgliedern darf ein Mann nicht fehlen, der nie im Impressum stand, es war Horst Schwarzfeller als Geschäftsführer, der im Hintergrund -auch mit viel tatkräftiger Unterstützung durch seine Frau Ingeborg – beharrlich dafür sorgte, dass die Hubertuszeitung an den Mann kam. Er pflegte die Adresskarteien und versorgte den Versand mit den Adressaufklebern. Viele Jahre davon ohne Computerunterstützung. Rückläufer waren seine größte Not.
In den 90er-Jahren - Ausblicke über den Tellerrand
In den 90er-Jahren bemühte sich die Redaktion – neben den Berichten aus der Gesellschaft – Ausblicke über den Tellerrand zu bieten, man brachte viel aus anderen Schützengesellschaften und lenkte auch den Blick auf Kunstschaffende, die in ihren Werken einen gewissen Bezug zum Neusser Traditionswesen boten. Die stabile personelle Situation, über Jahre hinweg die gleichen drei Personen, mag einerseits gewisse Vorteile bringen. Jedoch birgt sie eine Gefahr, über die sich alle Redaktionen immer bewusst sein müssen. Da köchelt man zu lange auf kleiner Flamme im eigenen Saft. Und man gerät allzu leicht in die Gefahr die eigenen Züge zu bevorzugen.
Wir zählen mal nach: in den 5 Jahren 1993-1997 gab es ca.151 Berichte von und aus den Zügen. Davon waren 58 Berichte aus den Zügen der Redaktionsmitglieder. Und 93 aus den anderen 30 Zügen. Dass dies eine ziemliche Unwucht darstellt, kann keiner bestreiten und dies wurde auch durchaus in den anderen Zügen auf Versammlungen thematisiert. Jeder, der mal Redaktionsarbeit verrichtet hat, weiß, dass man nicht gerade überrollt wird von Beiträgen der Hubertuszüge. Leider wahr, aber man darf trotzdem nicht so leicht den einfacheren Weg gehen. Daher ist es ratsam, die Redaktion stets mit ruhiger Hand kontinuierlich zu erneuern. Selbstzufriedenheit ist ein Weg zu scheitern. Eine Redaktion muss sich stets erneuern lernen.
Viktor Steinfeldt, Archivar